Bad Wurzach - In der Kapelle des Leprosenhaus werden bis 30. September 2018 noch die Werke von Pater Egino Manall, lange Jahre Kunsterzieher am Salvatorkolleg, ausgestellt.



Er war aber auch eigenständiger Künstler mit einem bedeutenden Werk. Von Johanna Jäger, der langjährigen Schulsekretärin am Salvatorkolleg und Pfarrer Anton Hagenauer bekam die Stadt zahlreiche Bilder gestiftet, die nun am Sonntagnachmittag bei der Ausstellungseröffnung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden.


Schon lange bevor Musikdirektor Hans Herle mit Stadtpfarrer Stefan Maier und Georg Stankalla, Klavierlehrer an der Jugendmusikschule als Klarinettentrio die Ausstellungseröffnung musikalisch einleitete, herrschte rund um die Stellwände in der Kapelle schon großes Gedränge und es mussten zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden. Auch die beiden Bürgermeisterkandidaten Alexandra Scherer und Steffen Deutschenbauer nutzten die Gelegenheit, sich bei ihren potentiellen Wählern vor zu stellen.


„Beinahe wie die Jungfrau zum Kinde“ so sei die Stadt zu den Bildern gekommen, erklärte Bürgermeister Roland Bürkle bei seiner Begrüßung.


Frau Jäger, die Pater Egino gut gekannt hatte und Pfarrer Hagenauer hatten viele Bilder des kreativen Theologen gekauft oder geschenkt bekommen. Nun seien sie auf die Stadt zugekommen, ob diese etwas aus diesem Vermächtnis machen könne. Die Stadt habe die Absicht, den Künstler Pater Egino in dieser Stadt die stark vom Wirken der Salvatorianer geprägt sei, wieder bekannter zu machen. „Ich kann ihnen versichern, dass die Stadt die Bilder in Ehren halten wird, um an Pater Egino zu erinnern,“ sprach er Jäger und Hagenauer direkt an. Er dankte ihnen ebenso wie dem Leprosenhausförderverein, den Ehepaaren Guter und Mohr sowie dem Laudator Jupp Eisele.


Dieser begann seine Ansprache mit einem Exkurs über die heutige digitale Welt, die zwar unendlich weit , aber auch völlig flach sei. Der heutige Mensch sei in seiner christlichen Existenz erschüttert, auch der Künstler. „Wenn sich das neue Gottesbild aber erst herausbildet, woran soll sich dann der Künstler, der nicht nur gläubig, sondern aus einem inneren Antrieb seine Kunst religiös ausrichten möchte, sich orientieren?“


Manall war und sei auch heute noch in seinen Bildern Theologe. „Zeit seines Lebens fand er immer eine Möglichkeit der sinnlichen Objektivierung. Die Freilegung der Wahrheitsfindung erfolgte bei ihm an der Erfahrung der Kunst.“


Nie sei bei ihm Anstelle des Glaubens Sentimentalität getreten. Wer sein Gesamtwerk kenne, wisse dass sein religiöses Erlebnis stets gekoppelt war mit negativen Erfahrungen wie Leiden und Furcht. Neben seinem religiösen stehe bei Manall oft auch die Vision – „jener Anstoß von der transzendenten Seite“: etwa in „Hochzeit von Kanaa,“ „Am Jakobsbrunnen“ oder den Fresken im Refektorium des Salvatorkollegs. „Für Pater Egino Manall war die Mitte seines langen Lebens sicherlich Gott. Vielleicht kann nur ein malender Theologe Stabilität und Geborgenheit, Ordnung und Gesetzmäßigkeit – ganz im Widerspruch zur offenkundigen Weltsituation – malen und zeichnen.“


Im zweiten Teil seiner Laudatio ging Jupp Eisele auf das Leben von Pater Egino Manall ein. 1907 in Biberach geboren, kam er mit 15 Jahren in die Kollegschule nach Lochau, wo er beim ersten Abiturjahrgang dabei war. 1934 wurde er zum Priester geweiht. 1935 erhielt er die Erlaubnis, bei Prof. Cattani Monumentalmalerei und bei Prof. Robert Malerei und Zeichnen in Fribourg zu studieren.
1938 kam er als Kunsterzieher nach Lochau, nach Auflösung der Schule durch die Nazis ans Kolleg in Steinfeld in der Eifel. 1941- 45 war als Sanitäter in Skandinavien im Kriegsdienst.


Nach seiner Flucht aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft konnte er bereits 1945 wieder am Salvatorkolleg Kunst und Sport unterrichten. Seine 1955 gegründete DJK Sportgruppe wurde auf Landes- und Bundesebene sehr erfolgreich. Bis 1974 war er am Salvatorkolleg als Kunsterzieher tätig. Daneben war er stets als freier Künstler tätig. Er malte Fresken in verschiedenen Kirchen, aber auch für Kupfertüren hatte er Aufträge.


Im Laufe der 50er Jahre zog ihn da Ried, der Wald und das Wasser immer mehr an. Später verbrachte 20 Jahre lang immer einen Monat in Italien wo ihn die unendlichkeit des Meeres faszinierte. „Ihm geht es dabei entweder um Realismus oder Naturalismus. „Dem Realismus Manalls geht es – im weitesten Sinne um Erkenntnis der Wirklichkeit – nicht nur der äußeren, sondern auch der inneren, unsichtbaren Wirklichkeit.“ Dieser finde sich überwiegen in seiner Malerei, während der Naturalismus sich als Summe seiner darstellerischen Möglichkeiten in seinen Zeichnungen findet, wobei sein Maßstab dort die äußere Richtigkeit sei.


In seinem Nachruf auf den 2001 im Alter von mehr als 93 Jahren verstorbenen Künstler zitierte der damalige Superior Pater Leonhard, was dieser einmal auf einem Blatt vermerkt hatte. „Wahrheit ist für die Meinungsmacher kein Ist-Betrag, somdern das ist Wahrheit, was sie sagen.“ In dieser Ausstellung gehe es ausschließlich um das Werk von Pater Egino Manall. „Es geht um Wahrheit und Erkenntnis. Wahrheit war für ihn ein „IST“-Betrag.“


Pater Günther Mayer, der die kleine Informationsschrift über Pater Egino Manall zusammengestellt hatte, bedankte sich im Namen der Salvatorianer bei der Stadt, die diese Ausstellung möglich gemacht hatte. Rasch waren die Stühle entfernt, sodass die zahlreichen Interessierten Gelegenheit hatten, die ausgestellten Werke von Pater Egino genauer unter die Lupe zu nehmen.


Text und Bilder von Uli Gresser
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