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Bad Wurzach - Große Sorgen um den Einzelhandel (und speziell in Bad Wurzach) macht sich HGV-Vorstandsmitglied Klaus Michelberger und brachte dies im Gespräch mit MdL Raimund Haser auch deutlich zum Ausdruck. Bild: Das Modegeschäft "Herrenmoden Michelberger" in Bad Wurzach ist eines der vielen Geschäfte, die seit Donnerstag geschlossen bleiben müssen.

 

Nachdem derzeit auch zu allem Überfluss in vielen Teilen der Stadt das Internet beim Anbieter Unity Media ausgefallen ist, herrschte am Mittwochmorgen bei vielen Einzelhändlern in der Stadt große Unsicherheit wie es nun im Zeichen der Pandemie des Corona-Virus weitergehen wird. So auch bei Klaus Michelberger, Inhaber des gleichnamigen, über die Grenzen von Bad Wurzach hinaus bekannten Modegeschäftes. Was er dann an diesem Morgen von der Stadtverwaltung erfahren musste, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen und macht ihn zornig: Viereinhalb Wochen – bis zum 19. April – Schließzeit, und das in der Hauptsaison, in der die Lager des Textileinzelhandels prall gefüllt sind, verursachen bei diesem einen riesigen finanziellen und strukturellen Schaden, den manche Geschäfte ohne rasche Hilfe nicht überleben werden, da ist sich der Chef von insgesamt 23 Mitarbeitern sichern.

 

Für diese wird in den nächsten Wochen Kurzarbeit angesagt sein. Hier hofft er, dass das Kurzarbeitergeld nicht vor allem in Schlüsselindustrien fließt, die in den letzten Jahren oft fette Gewinne gemacht haben. Anders sieht er die Situation des Textileinzelhandels, „wo die Kapitaldecke oft nur Millimeter dick ist“. Hier hofft er auf rasche Hilfe der Politik: „Es muss ein Rettungsschirm her wie 2008 nach der Bankenkrise, und zwar schnell.“ Denn, rechnet er vor: „Die Textilbranche machte bundesweit in der Woche 890 Mio. € Umsatz, da kann sich jeder ausrechnen, was das allein in der Zeit bis zum 19. April für die Branche für einen dauerhaften Schaden bedeutet.“ Dieser Schaden sei irreparabel, denn keiner kauft sich im Sommer z.B. ein Frühlingskleid.“

 

Was ihm am Erlass des baden-württembergischen Staatsministeriums noch besonders sauer aufstößt, ist die sehr unscharfe Definition. „Was haben z.B. Baumärkte mit lebenswichtiger Infrastruktur zu tun?“
Raimund Haser, Mitglied der CDU-Fraktion im Landtag, erklärt an diesem Nachmittag, bei ihm sei „derzeit die Hölle los“. Seine Kritik richtet sich ebenfalls gegen das Krisenmanagement des Staatsministerium: „Man kann nicht einen so schwerwiegenden Erlass um 22.00 Uhr veröffentlichen, der dann knapp zwei Stunden später in Kraft tritt (also Mittwochmorgen 0.00 Uhr!).“ Zumal im großen und ganzen der Inhalt bereits am Nachmittag des Montags festgestanden habe. „Man kann nicht eine Verordnung herausbringen und sich zwei Tage später über die Finanzierung unterhalten. Bei der Plenarsitzung am Donnerstag hofft er eine auf eine rasche Einigung für Soforthilfen. Denn die bisher vorgesehenen Hilfsmaßnahmen in Form von Bürgschaften und KfW-Krediten sieht er für nicht zielführend an. Er denkt dabei eher an Sonderhilfen speziell auch für kleine Betriebe, analog wie sie in Bayern vorgesehen sind.

 

Er und Klaus Michelberger appellieren an die Solidarität: Die Leute sollten mit Investitionen warten, bis die heimischen Läden wieder offen sind, denn sonst könne es rasch passieren dass es sie bald nicht mehr gebe. „Dann merken viele erst, was sie vor Ort hatten.“ Michelberger ist aber auch überzeugt: „Wenn jemand diese Krise meistern kann, dann Deutschland.“ Denn hier kann niemand sagen: „Es ist kein Geld vorhanden.“

 

Raimund Haser hätte sich vom Staatsministerium ein Procedere gewünscht wie bei den Schulen: Mit zwei Tagen Vorlaufzeit. Er sieht z.B. auch andere Branchen stark gefährdet, etwa Busunternehmen, die ihre Busse abmelden (müssen), oder Reisebüros, die jetzt ihre Provisionen an die Reiseveranstalter zurückzahlen müssen, weil die Reisen nicht zustande kommen. Michelberger wünscht sich ein beschleunigtes Verfahren und Haser weiß, „dass es besser geht.“

 

 

Bericht und Bild: Ulrich Gresser

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