Bad Wurzach - Nach dem Erlass des Staatsministeriums sind viele Geschäfte in Bad Wurzach geschlossen, die nicht unmittelbar mit der Versorgung der Bevölkerung oder dem Gesundheitssystem zu tun haben. Ein Erfahrungsbericht, wie sich die Lage in Bad Wurzach nach der Ansprache von Bundeskanzlerin Merkel an die Nation darstellt. Bild: Aktiven Schutz für ihre Angestellten betreibt die Inhaberin der Antoniusapotheke: Die Verkaufsplätze sind durch transparente Kunststoffscheiben mit einer Durchreiche von den Kunden getrennt. Ausserdem wurden mit einem Doppelschalter direkt bei der Eingangstüre die Zahl der Bedienstellen noch erhöht.
Bei der Antoniusapotheke wurden als Sicherheitsmaßnahmen für das Personal als Schutz vor dem Virus transparente Plexiglaswände an den Beratungs- und Verkaufsplätzen aufgestellt. Ab Mittwochnachmittag wurde ein zusätzlicher Doppelschalter mit einer Trennwand direkt bei der Eingangstüre eingerichtet. Vor der Apotheke wurden Stühle und kleine Sitzbänke für die Wartenden aufgestellt.
Bei Ärzten und Zahnärzten müssen die Patienten Fragebögen ausfüllen. Fragen betreffen die typischen Corona Symptome wie trockener Husten, Fieber und Halsschmerzen. Und natürlich ob man sich in den letzten Wochen in einem Risikogebiet aufgehalten habe oder mit Personen, die dort waren, Kontakt hatte.
Christiane und Christian Westermayer vom Optik Westermayer beklagen am Mittwochvormittag die zu diesem Zeitpunkt noch mangelhafte Information, wie und ob sie ihre Geschäft offen halten dürfen. Ebenso wie ihre Kolleginnen von Optik Blickfang und die Hörakustiker von der Hörmanufaktur dürfen sie bis auf weiteres ihre Geschäfte offenhalten. Einschränkungen gibt es dagegen für Schreib- und Spielwaren Rothenhäusler, dort dürfen nur noch Zeitungen verkauft werden. Ebenfalls ist nebenan beim Drogeriemarkt nur der Verkauf von Hygieneartikel erlaubt. Das Sortiment im oberen Stockwerk ist komplett vom Verkauf ausgeschlossen.
Textil- und Sportgeschäfte dürfen dagegen nicht öffnen, obwohl die Lager voller Frühjahrsware sind und das gute Wetter sehr einladend wäre. Pragmatisch sieht die Familie Binder, Inhaber des gleichnamigen Modehauses, die derzeitige Situation, auch wenn die zu erwartenden Verluste auch sie stark treffen werden: Vorerst wird im Damenmodehaus die Zeit ohne Kundenverkehr genutzt, die eh fällige Erneuerung der Beleuchtung vor zu ziehen.
Die Damen des Buchladens fürchten um ihre Existenz. Das Ladengeschäft ist zwar geschlossen, es können aber weiterhin Bücher bei ihnen bestellt werden. Sie glauben, dass sich währenddessen Amazon und Co. ins Fäustchen lachen und Supergeschäfte machen dürfen. Sie appellieren an die Wurzacher, weiterhin auf die Dienstleistungen des Buchladens zurückzugreifen.
Die Bäckereien Steinhauser und Schumacher haben ihren Café-Bereich mit Auflagen geöffnet: Zum Teil wurden Tische entfernt, um den Mindestabstand von 1,5m zu gewährleisten. Auf den Tischen wurden die Maßnahmen begründet und an die Eigenverantwortung der Gäste appelliert.
Sehr ernst nimmt der Rewe Supermarkt den Erlass: zum Schutz der Kunden haben die Mitarbeiter vor den Regalen und an den Kassen mit Klebeband Markierungen mit 1,5 Abstand angebracht, um die Kunden auf den erforderlichen Sicherheitsabstand hinzuweisen. Darüberhinaus tragen die Verkäuferinnen an den Kassen Handschuhe.
Der Betrieb auf dem Wochenmarkt in der Breite lief an diesem Donnerstagvormittag normal, wobei die Kunden in den Warteschlangen sich zum Teil nicht an die vorgesehenen Sicherheitsabstände hielten, obwohl die entsprechenden „Benimmregeln“ der Stadt an jedem Stand angeschlagen waren.
Auf Veranlassung der Diözese finden am Sonntag die Kirchengemeinderatswahlen der katholischen Gemeinden nur per Briefwahl statt. Es werden keine Wahllokale geöffnet. Gleichzeitig mit den Wahlunterlagen wurden den Gemeindemitgliedern auch die Briefwahlunterlagen zugesandt. Diese können in die Briefkästen der Pfarrämter eingeworfen werden oder noch bis Donnerstag auch – portofrei – per Post an die Pfarrämter geschickt werden. Derzeit werden keine Gottesdienste gefeiert, die Kirchen sind aber für ein stilles Gebet geöffnet. Die in der Zeit nach Ostern vorgesehenen Erstkommunionfeiern wurden abgesagt.
Das nötige Maß an Eigenverantwortung ließen viele Jugendliche (bzw. deren Eltern) vermissen: Auf dem Skaterplatz beim Feuerwehrhaus und auch anderswo wurden entgegen den Vorgaben der vom Landratsamt erlassenen Allgemeinverfügung Partys mit 20 bis 30 Personen gefeiert.
Bericht und Bild: Ulrich Gresser