Bad Wurzach - Ein Gedicht – ich hab es in gewisser Weise „geschenkt bekommen“ und möchte es nun gern weiterschenken. Zum Reindenken und Weiterdenken, zur Anregung und zur persönlichen Vertiefung …
Werner Bergengruen (1862-1964) hat dieses Gedicht geschrieben: 1942 – mitten in den Jahren des Zweiten Weltkrieges. Er hat es „Himmlische Rechenkunst“ genannt. Eine gute Formulierung, wie ich finde. Lassen Sie uns mit „dem Himmel rechnen“ – und auch damit, dass der Himmel so ganz anders rechnet als wir.
Hier ist es, dieses Gedicht. Mögen Sie gleichermaßen damit beschenkt sein, wie ich es vor ein paar Tagen war …
Es grüßt Sie alle, Pfarrer Stefan Maier
Die himmlische Rechenkunst
Was dem Herzen sich verwehrte,
lass es schwinden, unbewegt,
allenthalben das Entbehrte
wird dir mystisch zugelegt.
Liebt doch Gott die leeren Hände
und der Mangel wird Gewinn.
Immerdar enthüllt das Ende
sich als strahlender Beginn.
Jeder Schmerz entlässt dich reicher.
Preise die geweihte Not,
und aus nie geleertem Speicher
nährt dich das geheime Brot.
Werner Bergengruen (1942)