Unterschwarzach - Die neue Gildemeisterin Bettina Birk und die Narrengilde „Schwaazer Butz“ haben ihre erste gemeinsame Bewährungsprobe mit der Ausrichtung des Herbstkonvent des Alemannischen Narrenringes (ANR) in der Festhalle in Unterschwarzach mit Bravour bestanden. Bild: Die neugewählte Gildemeisterin Bettina Birk (vorne) der Narrengilde Unterschwarzach, welche den diesjährigen Herbstkonvent ausrichtete, bei der Abstimmung über den neuen ANR-Vize Frank Spleiß
Exakt sechs Jahre, nachdem die Narrengilde Unterschwarzach beim Herbstkonvent 2013 in Haidgau als Vollmitglied in den ANR aufgenommen worden war, fand nun erstmals wieder eine Vollversammlung des Alemannischen Narrenrings wieder auf der Gemarkung von Bad Wurzach statt. Bürgermeisterin Scherer nahm dies in ihrem Grußwort zum Anlass, den Zunftvertretern Bad Wurzach und die mit 1342 Einwohnern (zusammen mit Eggmannsried) größte Ortschaft der Stadt, dem „Reich“ von Ortsvorsteherin Silvia Schmid, näher zubringen.
Die Zahlen waren beeindruckend, die Markus Stark (Schemmerberg), der seit dem Frühjahr amtierende Präsident des ANR bei seiner die Herbstversammlung eröffnenden Begrüßungsrede nennen konnte: Von den 90 ANR-Zünften hatten 86 Zünfte Vertreter im Jubiläumsjahr des Narrenringes – dieser war 1969 gegründet worden – zur Vollversammlung entsandt, in der Festhalle war so gut wie jeder der rund 240 Stühle besetzt und damit die Beschlussfähigkeit mehr als sichergestellt.
Markus Stark, der bei erst bei einer außerordentlichen Zusammenkunft der ANR Zünfte am 17.Mai 2019 gewählt wurde, nach dem der bisherige Präsident Augustin Reichle (Leimbach) beim Frühjahrskonvent völlig überraschend seinen Rücktritt verkündet hatte, hatte gemeinsam mit den anderen Präsidiumsmitgliedern und den Narrenmeistern eine lange Liste von Beschlüssen abzuarbeiten, aber das gelang ihm mit viel Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft, auch dank seiner langjährigen Erfahrung als Präsidiumsvize hervorragend. Er eröffnete auch den Reigen der Berichte. Er ging darin auf die Aufarbeitung der Folgen der Geschehnisse beim Frühjahrskonvent ebenso ein, wie auf den sehr gelungenen Jubiläumsabend, den die Narrenzunft Kluftern ausgerichtet hatte.
Chronist und Archivar Reiner Stadler (Oberkochen) erinnerte die Zunftverantwortlichen an die bei der Narrenordenbeantragung – im vergangenen Jahr hatten 70 Zünfte insgesamt 275 Anträge für verdiente Hästräger beantragt, die positiv beschieden worden waren – unbedingt einzuhaltenden Grundbedingungen. In seinem Ausblick versprach er: „Wir wollen besser werden.“ Er versprach, bis zum Frühjahr würden die Formalitäten in digitaler und damit einfacherer Form vorliegen.
Jugendleiter Sebastian Peter (Uttenweiler) ging in seinem Bericht auf das positiv verlaufene Jugendcamp ein, das vom 26. bis 28.Juni stattfand. Und an den ANR-Jugendkonvent, der am 10.10.2020 in Weingarten stattfinden wird. Kritik übte er an den Zünften bzw. am Verhalten von deren Jugendleitern, weil der Jugendleiterstammtisch in Ailingen mangels Beteiligung nicht stattfinden konnte. Geehrt und aus dem Jugendleiterteam verabschiedet wurde in diesem Rahmen nun Anita Kauschinger (Waldburg), die inzwischen dem ANR-Präsidium als Protokollerin angehört.
Anstelle der erkrankten Gabi Pfarrherr (Mittelbuch) stellte ihr Stellvertreter Andreas Heine (Haidgau) den Bericht des Brauchtumsausschusses vor. In seiner Bildpräsentation ging er auf die Besuche bei den Zünften ein, die an der Neuentwicklung oder Umgestaltung von Narrenfiguren arbeiteten. So etwa die Narrenzunft Lauingen, die im rahmen des Konvents mit ihrem Frühlingsnarren als klassischem Weißnarren einen Gegenpol zu den bekannten Lauinger Hexen in ihr Fasnetstreiben aufnehmen möchten. Oder seine Heimatzunft der Chadaloh´s, die mit einer Präsentation für den Brauchtumsauschuss die schon lange mitspringenden Einzelfiguren von Fasnetslader und Wachtmeister zur Anerkennung durch den ANR vorbereiteten.
Präsident Stark dankte dem Medienausschuss, für die geleistete Sisyphusarbeit bei der Erstellung der Festschrift zum Jubiläum, in der nun alle im ANR vertretenen Zünfte dokumentiert sind. Für den Frühjahrskonvent kündigte er eine neugestaltete Homepage an, bis zu deren Erscheinen Programmierer Michael Poisel noch an Bord bleiben wird, für dessen herausragende ehrenamtliche Arbeit er sich ausdrücklich mit einem Präsent bedankte.
Nach der Vorstellung der in diesem Jahr neugewählten Zunftmeister berichtete Schatzmeister Fridolin Aierstock über die finanziellen Lage des Narrenringes. Zwar riss das Jubiläumsjahr ein größeres Loch in die Geldmittel des Narrenringes, dennoch blieb man um eine vierstellige Summe unter dem im Haushaltsplan veranschlagten Betrag. Durch den Verkauf der Festschrift erhofft sich der Schatzmeister jedoch eine gewisse Refinanzierung. Der Haushalt für das kommende Jahr wurde von der Versammlung einstimmig verabschiedet. Für die Ringfilzer (Kassenprüfer) bescheinigte Claudia Burkhardtsmeyer dem Schatzmeister eine einwandfreie Kassenführung, so dass der einstimmigen Entlastung der gesamten Präsidiumsriege durch die Versammlung – traditionsgemäss von Ehrennarrenmeister Charlie Maier geleitet – nichts mehr im Wege stand. Ehrennarr Rainer Beer fungierte als Wahlleiter bei der Wiederbesetzung der Vizepräsidentenstelle. Die wahl wurde erforderlich, weil seit der Wahl von Markus Stark zum Präsidenten dessen Posten unbesetzt geblieben war.
Mit Frank Spleiß, dem ehemaligen Zunftmeister der Narrenzunft Bürgermoos, fand sich ein geeigneter Kandidat, dem die Versammlung das Vertrauen aussprach. Spleiß lebt seit über 40 Jahren am See, kennt jedoch Markus Stark schon lange, weil er ein gebürtiger Schemmerhofener ist. Er sei 1994 zur Fasnet gekommen, habe die Zunft in Bürgermoos mit aufgebaut. In dieser Zeit sei die Liebe zum Brauchtum gewachsen. So ist er nebenbei noch Vorstand des Tettnanger Kinderfestausschuss und Pflege als solcher auch eine intensive Freundschaft zu den Kinderfestverantwortlichen im Allgäu. Nach der Wahl bekam Spleiß als äußeres Zeichen seines neuen Amtes von Präsident Stark die Amtskette verliehen und nahm am Präsidiumstisch Platz.
Alex Wild, Zunftmeister der Lauinger Narrenzunft, stellte deren neue Fasnetsfigur, den Lauinger Frühlingsnarr dem Konvent vor. Das von einem Lauinger Zunftmitglied handbemalte, freundliche, den Frühling symbolisierende Weissnarrenhäs fand die einstimmige Zustimmung des Konvents. Auch die Änderungen am maskenlosen Häs der Obstbäuerin der Zunft aus Ahausen, die von Michael Poisel vorgestellt wurden, fanden die Zustimmung der Zunftmeisterinnen und Zunftmeister.
Zunftmeister Daniel Wassner stellte die beiden Einzelfiguren der Haidgauer Chadaloh´s vor, den mit einer Halbmaske ausgestatteten Fasnetslader, sowie den Wachtmeister, den der legendäre Hans Kohler schon vor vielen Jahren nach dem Vorbild eines Haidgauer Originals geschaffen und anfangs selbst noch getragen hatte. Die Haidgauer Narren bekamen nun bei diesem Konvent den offiziellen Segen des ANR´s für ihre Häser, nachdem sie én Detail für den Brauchtumsausschuss dokumentiert worden waren. Die Ravensburger Schwarz Veri Zunft konnte ihre neue Figur des Haderlump noch nicht vorstellen.
Bei der Diskussion und Abstimmung zum Thema Ringtreffen, immerhin schon Tagesordnungspunkt 14 des Konvents, gab es seitens der Versammlung Gegenwind für das Präsidium: Glatt abgelehnt wurden die Sprungbändel für die Hästräger bei Ringtreffen, die ebenso wie die Vorgaben zu Bühnengröße ein Kostenfaktor für die veranstaltende Zunft darstellten, sowie die vorgeschriebene Platzgröße für die Hexenraunacht. Durchgewunken wurden dagegen die Vorschläge für eine längere Organisations- und Vorbereitungszeit der Ringtreffen, die Beschränkung auf eine Hexe pro Zunft beim Hexentanz, ebenso die Anzahl der teilnehmenden Hästräger auf 50 % pro Zunft beim Ringtreffenumzug.
Die Narren in Neuravensburg werden den Frühjahrskonvent in der Region Allgäu am 17. April 2021 organisieren, die Äpfinger Narren den Herbstkonvent in der Region Oberschwaben am 23.Oktober 2021, teilte der Präsident den Zunftmeistern mit. Das Ringtreffen 2022 wird von 04.-06. Februar in Ulm stattfinden.
Dann kam der berührendste Moment des diesjährigen Herbstkonventes: Nachdem die Versammlung gleich zu Beginn des Konventes beschlossen hatte, die langjährige Protokollerin (2004 bis 2017) und Jugendvertreterin im Präsidium (2012-2017) Angi Renz zur ersten Ehrennärrin des ANR zu ernennen, fand nun mit der Verleihung der Narrenkappe, eine der höchsten Auszeichnung des ANR, die Ehrung des gesundheitlich angeschlagenen ehemaligen Präsidiumsmitgliedes statt. Keinen der gut 200 Zunftvertreter hielt es auf den Stühlen, als Markus Stark die Laudatio auf die stets nach vorne blickende und das Wohl der ANR Jugend im Auge habende Angi Renz hielt. Seit 1981 bei den Jordanhexen Bergatreute aktiv, war sie dort im Zunftrat von 1998 bis 2008 als Ratschreiberin tätig. 1999 wurde ihr der Hästrägerorden , 2008 der Hästrägerorden Silberkranz und 2013 der Verdienstorden auf Antrag des ANR-Präsidiums verliehen.
„Angi ist mit Leib und Seele eine Närrin, Fasnet ist ihr Leben,“ beschrieb er sehr treffend ihren Charakter. Nach der Übergabe Verleihungsurkunde sagte die Geehrte unter dem tosenden Applaus der Versammlung: „Mir liegt d` Fasnet am Herzen und mir machet weiter so!“ Nicht sehr glücklich waren die Zunftvertreter der Kressbronner Haidachgeister über die Veröffentlichung eines Poolbildes ihrer Weisser Wolf-Narrenfigur im Zusammenhang mit einer Vergewaltigung im Internet. Kritik an der Gestaltung der Festschrift kam vom Gebrazhofener Herbert Maier, der seine und die Verdienste der ANR-Ikone Gerd Herriegel darin zuwenig gewürdigt sah.
Mit dem Einsprung der beiden nach achtjähriger Vorbereitungszeit neu als Vollmitglieder aufgenommenen Narrenzünfte aus Bürgermoos und Mochenwangen, unter den Klängen des Fanfarenzuges Bürgermoos endete der diesjährige Herbstkonvent des ANR stimmungsvoll und steigerte die Vorfreude auf die kommende Fasnetssaison. Mit dazu beigetragen hatte sicherlich auch die hervorragende Bewirtung der 25 fleißigen Helfer der Narrengilde Unterschwarzach um Bettina Birk, welche die Gäste mit Kaffee und Kuchen und auch Handfesterem verwöhnten.
Bericht und Bilder Ulrich Gresser
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